„Der Männerchor und das Inselfest" oder „Die Wurzeln des Inselfestes"
Schon durch den Bau des Ordenshauses, das zunächst als "Schutzterrain" durch die Johanniter errichtet wurde, nahm die Bedeutung der Mirower Schloßinsel zu. Zu der Attraktivität durch die herrliche landschaftliche Lage kam die positive wirtschaftliche Entwicklung um Mirow.
Auch das einfache Volk, Einwohner von Mirow nutzten, soweit es möglich war, gerne die jetzige Schlossinsel in der Freizeit für Erholung und Entspannung. So kam 1872 der Gedanke auf (die gesellschaftliche Entwicklung ließ es zu), auf der Schlossinsel ein großes Sängerfest durchzuführen. Dazu musste die Genehmigung des Großherzogs Friedrich Wilhelm eingeholt werden:
„Auf Ihr Gesuch vom 25. d. M. geben wir Ihnen zur Antwort, dass die Großherzog-Königliche Hoheit sehr gerne die Genehmigung erteilt haben, den runden Rasenplatz hinter dem Großherzoglichen Schlosse daselbst zur Abhaltung eines Sängerfestes des Vandaliabundes im Juli 1873 benutzen zu dürfen.
Betreffs weiterer Informationen an den dortigen Kastellan, wollen Sie uns jedoch demnächst Anzeige zugehen lassen, worin der zu diesem Feste bestimmte Tag festgestellt worden.
Neustrelitz den 4. Juni 1872
Großherzogliches Hofmarschall-Amt
Unterschrift
An
Den Cantor Spieckermann Mirow"
Die Mirower Geschäftsleute wurden aufgerufen, die Gäste (8 Männerchöre waren in Mirow zu beherbergen) und Mirower zu versorgen, mit Ständen „zur Erfrischung". Die Gestaltung des Festplatzes wurde in einem „Arrangement" festgehalten, um dieses dem Großherzog vorzulegen.
„Arrangement
1873
1. Auf dem großen runden Rasenplatz, auf der dem Schloß gegenüberliegenden Seite mit Überbau eines kleinen Blumenbeetes eine Tribüne für ungefähr zur Mitte des Platzes Sitzreihen für ungefähr 300 Zuhörer
2. Auf dem nördlich gelegenen Rasenteil ein größeres Erfrischungszelt für die mitwirkenden Sänger, auf der anderen Seite zwischen der Kastanien-Allee und dem 5 Fuß kleine Erfrischungs- und Spielbuden.
3. Der von der Tribüne und den Bankreihen nicht eingenommener Teil des Rasenplatzes sowie die Steige und übrigen Partien des Schlossgartens ist den Zuschauern freizugeben.
4. Die auf dem Hauptrundteil und den kleineren Rasenplätzen befindlichen Beeten sowie die in der hinteren Schlossfassade vorhandenen Anlagen durch Lattenbarrieren abgezurrt."
Selbstverständlich musste der Großherzog die Genehmigung des „Arrangement" erteilen, mit Auflagen wie z. B. wo die Anlagen für das „kleine Bedürfnis" zu errichten sind. Auf dem Programmheft wurde auf die Möglichkeit der Gruftbesichtigung hingewiesen: „Der Besuch des Großherzoglichen Erbbegränisses ist am Montag und Dienstag von 8 – 9 1/2 Uhr vormittags jeweils bis zu zwölf Personen gestattet." Solche Gesangsfeste (wahre Volksfeste auf der Schlossinsel) wurden durch die Mirower Sänger in den Folgejahren bis in den heutigen Tag organisiert und durchgeführt. Die Gesangsfeste wurden später auf die Wallanlage der Schlossinsel verlegt. Viele Arbeitseinsätze durch die Sangesbrüder waren nötig, um einen ansehnlichen Festplatz herzurichten. In den 20er und 30er Jahren erging regelmäßig an den Männergesangverein durch den Mirower „Verkehrsverein" die Bitte: „...die Singabende während des Sommers bei schönem Wetter an geeigneten Plätzen, wie auf dem Wall abzuhalten."
Eines der größten Sängerfeste wurde nach dem 2. Weltkrieg 1957 auf der Schlossinsel („Wall") durchgeführt und gilt bei den Mirowern als Vorläufer des Mirower Inselfestes.